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Eröffnung der Ausstellung Hans-Christian Petersen im Rathaus Norden 10.04.2002 . . . darüber hinaus ist es natürlich für mich etwas ganz besonderes, gerade über die Arbeiten meines Bruders sprechen zu dürfen. Seit mehr als zwanzig Jahren haben wir immer wieder gemeinsam ausgestellt und – dies ist etwas außergewöhnliches – auch gemeinsame Arbeiten angefertigt. Der Höhepunkt unserer künstlerischen Arbeit sind sicherlich die Bronzeskulpturen der Fischer für den Hafen in Neuharlingersiel. Dies deutet schon an, dass wir es bei Hans-Christian Petersen nicht allein mit einem Landschaftsmaler zu tun haben. Er ist Zeichner, Druckgrafiker, Illustrator, Bildhauer, Herausgeber und erfolgreicher Galerist in eigener Sache. Heute eröffnen wir von ihm eine Ausstellung mit einer Auswahl von Landschaftsbildern und ich kann die Stadt Norden dazu nur beglückwünschen, denn es ist in den letzten Jahren gar nicht so oft der Fall gewesen, dass man den Künstler zu einer Ausstellung überreden konnte. In der Landschaftsmalerei liegt der Schwerpunkt seines Schaffens, und wer heute als anspruchsvoller, professioneller Künstler in der Landschaftsmalerei zu Hause ist, wird sich immer wieder den gleichen Fragen stellen müssen: „Warum Landschaften malen wenn es doch Foto und Film gibt ?“ - oder – „Ist in der Landschaftsmalerei nicht alles schon gesagt ?“, um nur zwei zu nennen. Trotz dieser Fragen, und obwohl diese Thematik, wie übrigens auch das Tafelbild an sich, immer mal wieder tot gesagt wurden, hat es beharrliche Künstlerinnen und Künstler gegeben, die sich mit der Landschaftsmalerei auf hohem Niveau auseinandersetzen. Ein großes Maß an Beharrlichkeit gehört dazu, denn die Landschafter arbeiten im Schatten des Angesagten und müssen gerade deswegen sich mit Ihren Werk besonders intensiv auseinandersetzen. Wer sich ähnlich engagiert mit den Arbeiten von Hans-Christian Petersen beschäftigt, wird feststellen, dass er zu den Künstlern gehört denen ein zeitgemäßer Umgang mit dieser Gattung der Malerei gelingt, ohne in romantische Nostalgie zu verfallen. Immer wieder untersucht er die Landschaft in einigen wenigen klar umgrenzten Themenbereichen. Fast allen Exponaten ist ein hoher, dominierender Himmel, der zweidrittel des Bildformates beansprucht, gemeinsam. Im Vordergrund wird die Landschaft thematisiert. Der Blick von der Küste auf das offene Meer, das Moor und das Vorland sind Motive, die immer wieder neu interpretiert und aktualisiert werden. In der dominanten Weite der Landschaft sind die menschlichen Relikte, wie Häuser, Boote und Uferbefestigungen nur marginal angedeutet. Während die Hütten und Katen als Refugien Zeichen für Schutz und Geborgenheit sind, symbolisieren die Schiffe die menschliche Sehnsucht nach Freiheit. Wenn bei diesen Gebäuden, die zuweilen den Eindruck einer Einsiedelei erwecken, Licht aus den Fenstern erstrahlt, dann ist dies auch als ein Signal gemeint, wie wir es von den an der Küste stehenden Leuchtfeuern her kennen. Dem Menschen wird ein Wegweiser gegeben, der ihn in die Sicherheit geleitet. Das Häuser und Boote von Hans-Christian Petersen als Symbole gemeint sind, wird klar, wenn wir die Maltechnik im speziellen betrachten. Hier arbeitet der Künstler mit einer bewußten Irritation. Im Widerspruch zu der breiten, lockeren Pinselführung mit der er Himmel, Wasser und die Vegetation schnell und gekonnt festhält, sind die Katen und Schiffe mit einer beeindruckenden Exaktheit wiedergegeben. Das damit verbundene Risiko, daß sie zu Fremdkörpern im Bild werden, umgeht der Künstler, indem er sie im verkleinerten Maßstab in die Fläche einführt. Der Bildträger wird damit zur Bühne eines inhaltlichen Kontrastprogrammes. Im Gegensatz zur impressionistischen Bildauffassung ist Petersen nicht an einer Momentaufnahme interessiert, wenn auch die großzügige Pinselführung impressionistische Züge aufweist. Damit ist er auch kein "plein air" Maler, er steht nicht mit der Staffelei in der Landschaft, es werden auch keine Skizzen vor Ort erstellt. Er reflektiert das Erfahrene, mehr noch als das Gesehene, auf der Leinwand und dies kann im Atelier geschehen, wo immer sich dieses auch befindet. Ruhe und Abgeschiedenheit sind allemal von nöten. In immer neuen Variationen wird diese innere Landschaft dokumentiert. Die Symbolhaftigkeit seiner Malerei wird besonders deutlich, wenn man mit dem Blick auf das Gesamtwerk erkennt, wie Hans-Christian Petersen dank seiner klaren Raumvorstellung immer wieder bemüht ist, seine Landschaften auf das Notwendige zu reduzieren. Die norddeutsche Landschaft bedingt in ihrer spröden und kargen Schönheit natürlich dieses Vorgehen, aber es gehört eine ganze Menge Selbstdisziplin dazu, auf romantisierendes Dekor zu verzichten. Eine Deichlinie ist nun mal keine barocke Gebirgskette. Aufschlußreich ist bei dieser Betrachtung die Beziehung zwischen den Aquarellen und den Gemälden. Die Aquarelltechnik, mit der ihr eigenen Möglichkeit schnell zu arbeiten, aber doch ein umfangreiches Kolorit zur Verfügung zu haben, nutzt der Künstler brillant, um in möglichst kurzer Zeit möglichst vielfältige Bildideen festzuhalten. Aus diesem Fundus wählt er die Motive, die dann ins größere Format umgesetzt werden. Die Zufälligkeiten des Aquarells werden auf ihre Verwendbarkeit hin untersucht und wenn möglich dem Formenkanon hinzugefügt. Konsequent arbeitet er mit den schnell trocknenden Acrylfarben, um auch im großen Format, zum schnellen reagieren gezwungen, die Frische und Vitalität und damit auch die Transparenz und Leichtigkeit des Aquarells verwirklichen zu können. Hier kommt es ihm zu gute, daß die Suche um Form und Aufbau im vor herein abgeklärt ist. Die persönliche Befindlichkeit des Künstlers kann vollständig in den Malprozeß einfließen. Meine Damen und Herren, lieber Hans-Christian mit diesem kunsthistorischen Ansatz kann man Deinen Arbeiten nur in eingeschränkter Weise auf die Spur kommen. Es gibt noch eine andere Komponente, und über diese habe ich noch nichts gesagt: Seit den frühen siebziger Jahren bist Du in Ostfriesland beheimatet und in diesen Jahren hast Du ein inniges Gefühl für diese Landschaft entwickelt. Den Beweis findet man in den Bildern und dieser Eindruck festigt sich, wenn man die Galerie H-C Petersen in Esens besucht. Hier hast Du Dir einen eigenen Kosmos geschaffen. Es hängen und stehen dort nicht nur eine Vielzahl von Bildern an der Wand, sondern dort hast Du auch die Möglichkeit mit den Besuchern, ob Einheimische oder Kurgäste, über Dein Anliegen ins Gespräch zu kommen. Wer Dich hier beobachtet wird feststellen mit welchem großem Engagement du als Botschafter der Landschaft Ostfrieslands agierst. Wir haben es bei Dir mit einem Künstler zu tun, der sich in seiner Landschaft zu hause fühlt - und dies bringst Du mit viel Liebe in Deinen Bildern zum Ausdruck . Hans-Christian Petersen der Künstler und Ostfriesland mit seinen Menschen und seiner Landschaft sind sich einig. . . . Anders Petersen I Hamburg I www.anders-petersen.de |